St. Pölten - "Ohne Titel", Landhaus, Haus 1a
(1995 bis 1997)


Franz Graf (*1954)

Wie in anderen Arbeiten von Franz Graf ist ein kalkulierter Bezug zum architektonischen Umraum gegeben, und obwohl sich die Arbeit im Innenraum befindet, wirkt sie ordnend auf die Anlage und den Hof, von dem aus sie - vor allem bei Nacht mit entsprechender Beleuchtung, aber auch bei Tag - gut zu sehen ist.
Auf einer schwarzen Wand öffnet sich mit weißem Zentrum ein kreisförmiges Ornament, das in seiner Bildhaftigkeit, wenn nicht Monumentalität, anderen abstrakt-geometrischen Formulierungen des Künstlers entspricht und das die ihm eigene Zentrierung in der Kreisform an die architektonische Umgebung weitergibt. Dabei ist das Ornament einerseits im westlichen Kontext als wichtiger Bildfaktor der Moderne zu verstehen, andererseits in seiner "östlichen" Symbolhaftigkeit anderen Zusammenhängen ausgesetzt und in spirituelle Figurationen eingebunden. Ein entscheidendes Moment ist auch die Radikalität der großen schwarzen Fläche, die so souverän die kleinteilige Ausstattung mit ihrer Vielfalt an Materialien übergreift und von vornherein einen eigenen Raum für sich einfordert. Jedoch ist ein etwaiger meditativer Aspekt nicht zu Ungunsten der Gesamtsituation zu bewerten, in der die Arbeit dialoghaft und einsichtig bleibt.
(Quelle: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 4, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418, 1998)